Ich fühlte mich alleine in unserer Beziehung, er war emotional weit weg. Jedes Gespräch endete im Nichts, weil er sich zurückzog. Ich dachte, das war's. Ich begann eine Beratung, nur für mich. Es ging nicht darum, ihn zu verändern, sondern meine eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu finden.

Als ich an mir arbeitete, wurde ich ruhiger. Ich lernte, meine Bedürfnisse ohne Vorwurf zu äußern. Das veränderte etwas. Er begann, Schritte auf mich zuzugehen. Eines Abends sagte er: "Ich merke, du bist anders. Ich möchte das auch verstehen." Er hat dann selbst eine Beratung begonnen. Wir reden jetzt über das, was uns wirklich bewegt. Natürlich ist es nicht immer leicht, wir haben immer noch unsere Momente. Aber wir sind nicht nur zusammengeblieben, wir haben unsere Beziehung neu erfunden und entwickeln uns jetzt auch als Paar weiter.

Mein Mann ist Handwerker. Bodenständig, stolz, kein Redner. Unsere Gespräche wurden immer weniger und er war oft gereizt. Ich merkte, dass etwas nicht stimmte, wusste aber auch, dass das Wort "Therapie" bei ihm das Thema sofort beenden würde.

Deshalb ging ich zuerst selbst in die Beratung, weil ich wissen wollte, wie ich mit der Situation umgehen kann. Ich habe gelernt, meine eigenen Grenzen zu erkennen. Das hat etwas an meiner Haltung verändert.

Ohne Druck habe ich ihm dann die maenner.care Homepage gezeigt. Ich habe nur gesagt, das ist nur für Männer. Er hat sie sich durchgelesen und gesagt, wenn der mich nicht volltextet, probier ich’s.

Er ist hingegangen und geblieben. Wir reden mehr über unsere Probleme und kommen jetzt besser damit klar. Schwierige Phasen gibt es immer noch, aber ich muss ihn nicht mehr ständig antreiben und das ist ein großer Fortschritt.

Ich dachte immer, wenn ich nur lang genug warte, redet er wieder. Aber da kam nichts. Wochenlang. Kein Blick, keine Antwort. Nur dieses Schweigen, das alles gefressen hat. Ich hab mich selber nicht mehr gespürt. Dann bin ich zur Beratung gegangen. Allein. Einfach mal reden. Nicht über ihn – über mich. Was mir fehlt. Was ich brauche. Ich hab wieder gelernt, mich ernst zu nehmen. Heute weiß ich: Ich muss nicht schreien, um gehört zu werden – aber ich muss aufhören, mich selbst zum Schweigen zu bringen.

Er war nicht laut. Aber immer präsent. Immer irgendwie verletzt oder verletzend. Ich hab gelernt, seine Stimmung früher zu spüren als meine eigene. Wenn ich gehen wollte, wurde er plötzlich schwach. Wenn ich wütend war, wurde er ganz ruhig und ich hab mich geschämt. Oft habe ich sein ungutes Verhalten vor Freunden, Familie und sogar vor mir selbst entschuldigt. Ich war sicher, dass wenn ich ihn nur mehr liebe, alles gut wird. Ich war sicher, ich kann den Mann sehen, der er sein kann. Der Mann, der er eigentlich wirklich ist. Denn es gab ja richtig schöne Momente.

In die Beratung ging ich, weil ich wissen wollte, wie ich ihn besser unterstützen kann. Und da kam die Frage: „Machen Sie öfter etwas für diesen Mann, das Ihnen selbst nicht guttut oder ihnen sogar schadet?“

Ich habe diese Frage zuerst verneint und mich gegen die aufkommenden Gedanken gewehrt. Noch Wochen. Aber ich habe letztendlich doch verstanden, dass ich in einer Co-Abhängigkeit stecke. Aber ich hab nicht einfach Schluss gemacht. Ich bin zurückgegangen. Viele Male. Ich hab gelitten wie auf Entzug. Aber irgendwann konnte ich die Leere aushalten, ohne sie sofort wieder mit seiner Krise zu füllen.

Heute bin ich nicht stolz. Ich bin froh und dankbar. Und das reicht.

Er hat nie zugeschlagen. Aber er war laut. Hart. Kalt. Die Kinder waren oft still, wenn er da war. Ich habe mir meistens eingeredet, es sei halb so schlimm und ich sei überempfindlich.

Bis meine Tochter sagte: „Mama, ich habe Angst, wenn Papa schreit.“ Da habe ich es endlich geschafft zu gehen. Nicht Hals über Kopf. Ich habe mir Unterstützung geholt, einen Plan gemacht. In der Beratung habe ich gelernt, wie ich handlungsfähig bleibe, auch wenn alles wankt.

Heute wohnen wir alleine. Es ist manchmal nicht leicht, aber auch lange nicht so schwer wie befürchtet. Aber am wichtigsten ist, dass wir in Sicherheit sind